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Bericht über das Workcamp 2006

Eine 24-stündige Reise liegt hinter uns als wir in Kajiado ankommen. Nach einem herzlichen Empfang von Mrs. Nangurai, der ehemaligen Headmistress der A.I.C Girls School und der Gründerin des Rescue Projects, haben wir unser Zuhause für die nächsten Wochen bezogen. Doch viel Zeit zum Eingewöhnen hatten wir nicht, denn aufgrund einiger schulinterner Probleme war es nicht möglich die Mädchen des Rescue Projects vor Ende der Woche zu treffen, und deshalb wurden wir eingeladen, das Leben der Massai hautnah mitzuerleben. Von einem Fußmarsch durch den kenianischen Busch über einen Tag und einer Nacht in der einfachen Lehmhütte einer Massai-Familie und dem gemeinsamen Schlachten einer Ziege haben wir alles miterlebt. Trotz der ausgiebigen Vorbereitungszeit in Deutschland, wo wir auch über die Kultur der Massai gelernt haben, konnten wir uns nicht vorstellen, was da auf uns zukommt. Auch kulinarisch war es eine echte Herausforderung. Vor allem für die Vegetarier und die männlichen Workcamper. Selbige können behaupten, die Ziege noch gestreichelt zu haben, bevor sie eine halbe Stunde später Ihre Innereien in Form von Suppe  unter den erwartungsvollen Blicken der Dorfbewohner „genießen durften“. Trotz solcher und anderer kleinerer Kulturschocks war es ein einzigartiges Erlebnis, das vor allem durch die Gastfreundschaft und die offene Art der Massai zu solch einer positiven Erfahrung für uns geworden ist. Zurück aus dem Busch konnten wir jetzt endlich etwas mit den Mädchen unternehmen. Zusammen mit den Primarygirls machen wir einen Ausflug nach Nairobi ins „Animal Orphanage“ und in die „Bomas of Kenya“, einer Art Freilichtmuseum. Der nächste Kulturschock traf uns dann am Sonntag. Von einem Combonipriester wurden wir zur Messe in die Kirche im Slum von Korogocho eingeladen. Der Gegensatz zwischen dem Elend auf der Straße und der Lebensfreude, die die Menschen im Gottesdienst ausgestrahlt haben, hätte größer nicht sein können.

Viel Zeit um diese Eindrücke zu verarbeiten hatten wir nicht, denn gleich am folgenden Tag konnten endlich die Workshops mit den Mädchen beginnen. Nachdem einige kleine Anfangsschwierigkeiten überwunden waren, wie etwa der Versuch den Mädchen das „Toasterspiel“ zu erklären, wobei wir nicht bedachten, das sie vielleicht keinen Toaster kennen, konnten wir uns gegenseitig, sowie unsere Kulturen in themenspezifischen Workshops kennen lernen.

So erstellten wir beispielsweise Photostories über die Hintergrundgeschichten einiger Mädchen, wie es dazu kam, dass sie jetzt im Rescue-Project leben. Obwohl diese Geschichten meist sehr erschreckend und tragisch sind, ist es erstaunlich, wie offen viele der Mädchen darüber sprechen und wie gut sie dies offensichtlich verarbeitet haben. Auch daran kann man sehen wie wichtig dieses Projekt ist und wie es den Massai-Mädchen hilft.

Am Ende der Woche stand dann der nächste Ausflug an: Zusammen mit den Secondary-Girls fuhren wir in den Nakuru-Nationalpark. Rings um einen See, an dessen Ufer sich Tausende Flamingos tummeln, fuhren wir mit unseren zwei Kleinbussen und beobachteten Zebras, Affen, Wasserbüffel, Gazellen, Antilopen und Warzenschweine. Am Abend trennten wir uns dann von den Mädchen, die in einem Guest House in Nakuru übernachteten, und bauten unsere Zelte auf. Denn wir wollten die Nacht im Park auf einer Camping Site umgeben von wilden Tieren verbringen. Unsere erste „Angst“ vor Büffel und Ähnlichem legte sich jedoch sehr schnell, als sich herausstellte, was das wirkliche Problem für einige von uns Mädels sein würde: Riesige, springende und die Beine hochkletternde Heuschrecken! Der nächste Tag sollte schließlich einige unvergessliche Ereignisse bringen. Bei Sonnenaufgang fuhren wir los und begegneten gleich einer ganzen Herde Giraffen, die wenige Meter vor unserem Bus die Straße überquerten. Einige Stunden später beobachteten wir kämpfende Nashörner mit einem Baby. Das Beste kam aber noch: Aufmerksam wurden wir durch einen wild die Lichthupe betätigenden Bus. Als wir feststellten, dass es die Mädchen des Rescue-projects zusammen mit Margaret waren, fuhren wir näher und sahen den Grund für die Lichthupe: Ein Leopard. Er saß direkt an der Straße und ließ sich von uns Beobachtern überhaupt nicht stören. Stattdessen lief er sogar einige Zeit direkt am Straßenrand neben unserem Bus her. Davon waren nicht nur wir sondern auch die Mädchen und Margaret hin und weg. Zum Abschluss dieser einmaligen Safari fuhren wir noch zum Baboon Cliff, von wo aus man einen beeindruckenden Ausblick über den gesamten Nationalpark hatte.

Die letzte Woche zusammen mit den Mädchen des Rescue-Projects nutzten wir wieder für verschiedener Workshops und Spiele. Ein besonderes Highlight dabei war der „Intercultural Day“. An diesem Tag wollten wir nicht nur mehr über die Kultur der Massai erfahren, sondern auch etwas von unserer Art zu leben in Deutschland – oder vielleicht sollten wir besser schreiben: in Bayern – zeigen. Denn von uns acht Workcampern stammten sieben aus Bayern und nur eine kleine Minderheit aus Norddeutschland (gell Bürte). Wir hatten uns für diesen Tag vorgenommen nach bayerischer Tradition einen Maibaum aufzustellen. So machten wir uns bekleidet mit unseren traditionellen Trachtengewändern am Morgen erst einmal auf den Weg einen Maibaum zu fällen, was im trockenen und baumkargen Kenia gar nicht so leicht ist. Schließlich mussten wir auf einen Sisalstamm zurückgreifen, den wir anschließend babyblau und weiß bemalten. Nachdem wir vormittags noch weitere Bräuche und Feste bildlich darstellten, gab es zu unserer Freude – und wirklich nur zu unserer Freude – deutsches Mittagessen: Würstl mit Kartoffel- und Krautsalat. Am Nachmittag schmückten wir den „Baum“ noch mit Kränzen, stellten ihn etwas unkonventionell mit Schnüren gesichert auf und führten einige bayerische Kreistänze vor, vor den Augen des zum einen beeindruckten zum anderen belustigten kenianischen Publikum. Anschließend zeigten die Mädchen uns, wie Massai tanzen und singen und beeindruckten uns mal wieder mit ihren Stimmen und ihren Improvisationskünsten. Für das Abendessen legten sich alle noch mal so richtig ins Zeug. Die Mädchen kochten zusammen mit ihrem Koch kenianische Speisen und auch wir bereiteten deutsches Essen zu, sodass es am Ende ein überreichliches Buffet wurde und alle am Ende mehr als satt waren. Am nächsten Tag folgt dann noch eine große Talent-Show und die Abschiedsfeier, dann müssen wir Kajiado verlassen.

Die letzten Tage des Workcamps verbringen wir in einem Haus am Strand von Mombasa. Wir nutzen die Zeit, um auszuspannen und die gesamte Aktion zu reflektieren. Natürlich kommt auch Schwimmen und ein Besuch in Mombasa Stadt nicht zu kurz.

 

Bericht von Chrissi und Birte 



 
Die Workcamp-Gruppe mit ihrer Gastgeberin, Mrs. Nangurai 
 
Die Workcamper ziehen los, um das Land der Maasai zu erkunden 
Gottesdienst mit Pater Daniel im Slum von Korogocho, Nairobi 
 
Workshop über die Beziehung Junge-Mädchen 

Fotostory über das Thema Beschneidung in der Maasai-Kultur 

Postenlauf

 

Ausflug in den Nakuru National Park 

 

Vorführung bayrischer Tänze am Intercultural Day 

Auswertung des Workcamps in den letzten Tagen in Mombasa 

Workcamp heißt für mich...