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Workcamp 08

Wie bereits berichtet fand das diesjährige Workcamp in einem kleineren Rahmen statt, da aufgrund der Wahlunruhen eine frühzeitige Planung nicht erfolgen konnte. So trafen sich am Sonntag, den 10. August 2008 Sebastian Schäfer, Franziska Jüttner, Christine Glöggler und Anja Bollinger in Kajiado, um in den kommenden 14 Tagen verschiedene Workshops und Aktionen mit den Mädchen des Rescue Projects durchzuführen.

 

Am ersten Tag stand natürlich das gegenseitige Kennenlernen auf dem Programm. Im Rahmen einer offiziellen Vorstellrunde bedankte sich Schulleiter Mr. Muniu für unser Kommen. In seiner Ansprache machte er deutlich, dass er die Beziehung zu Tukutane e.V. sehr schätze, weil Mitglieder des Vereines auch zu Zeiten politisch schwieriger Verhältnisse in Kenia das Projekt nicht vergessen und sich während den  Wahlunruhen als Projektpartner verbunden zeigten. Im Anschluss folgten eine kurze Ansprache von Sebastian und die Vorstellung der Teilnehmer des Workcamps. Den Rest des Abends verbrachten wir bei Biscuits, Sodas und viel Musik gemeinsam mit den Mädchen. Es ergaben sich schnell erste Gespräche zu einem ungezwungenen Kennenlernen. Eine kurze Reflexionsrunde mit Ausblick auf den morgigen Tag schloss diesen Tag ab und wir konnten gegen 23 Uhr müde in unsere Betten fallen.

 

Am Montag, den 11. August 2008  standen vormittags verschiedene Kennenlernspiele auf dem Programm. Danach gestalteten wir Namensschilder aus Holzwäscheklammern. In den kommenden zwei Wochen aßen wir jeweils mittags und abends gemeinsam mit den Mädchen, was auch für uns einen Ausdruck der Verbundenheit darstellte. Der Nachmittag stand im Hinblick auf interkulturelle Unterschiede unter dem Motto „Unterschied zwischen Kenia und Deutschland“. Hierfür zeigten wir den Mädchen verschiedene Bilder aus Deutschland, z.B. ein Garten, ein Hochzeitspaar usw. und sie durften in Kleingruppen ihre Traditionen und Gegebenheiten als Bild darunter malen. Im Plenum erfolgte dann ein reger Austausch über Unterschiede, aber auch über Gemeinsamkeiten. Den Abend verbrachten wir gemeinsam mit den Mädchen und sangen Lieder.

 

Am Dienstagvormittag erzählten wir den Mädchen die St. Martins Legende, da sie sich wünschten, wieder einen typisch deutschen Brauch kennen zu lernen. Um am letzten Abend einen richtigen Laternenumzug machen zu können, stellten wir gemeinsam Luftballonlaternen aus Transparentpapier und Kleister her. Auch Mr. Muniu war dabei und alle Beteiligten hatten sichtlich Spaß an der kreativen Arbeit. Nachmittags spielten wir verschiedene Spiele im Freien. Hierbei durften auch wir  einige kenianische Spiele kennenlernen. Anschließend führten wir zum Erstaunen aller ein paar vorbereitete Experimente wie z.B. Luftballon im Glas aufblasen oder Bau einer Schaummaschine durch und besprachen diese.

 

An unserem dritten Tag in Kajiado stand vormittags das Herstellen von Gipsmasken aus Gipsbinden auf dem Programm. Nach anfänglicher Skepsis dem unbekannten Material gegenüber waren alle Mädchen sichtlich begeistert, als sie ihre ganz individuelle Gesichtsmaske in den Händen hielten. Nachmittags machten wir Workcamper uns auf den Weg zum Markt um verschiedenes Gemüse einzukaufen. Zurückgekommen füllten wir erst einmal den Lebensmittelstore der Mädchen mit unseren Einkäufen und kochten anschließend gemeinsam mit ihnen deutschen Kartoffeleintopf. Für uns eine willkommene Abwechslung nach wali au ugali na maharague (Reis oder Ugali mit Bohnen). Eine gespendete Schaukel konnten wir schließlich noch aufhängen, welche in den nächsten Tagen für jede Menge Spaß bei den Mädchen sorgte. Am Abend folgte dann ein weiteres Highlight. Bei Kerzenschein und Meditationsmusik boten wir in Form einer Geschichte eine Partnermassage an. Die Teilnehmerinnen waren von diesem sinnlichen Ereignis sichtlich berührt und fasziniert.

 

Am Donnerstag den 14. August 2008 begannen wir die Gipsmasken zu bemalen. An diesem Tag kam dann auch Mr. Njuguna vom SOS Childrens Village mit einem seiner Mitarbeiter zu Besuch nach Kajiado. Mr. Njuguna sprach über die Möglichkeiten in der Schule in Nairobi und hieß interessierte Mädchen dort herzlich willkommen. Ebenso sollte durch diesen Besuch die Zusammenarbeit zwischen dem Projekt in Kajiado, Mr. Njuguna als Kontaktperson und Tukutane e.V. zum Wohle der betreuten Mädchen weiterhin intensiviert und ausgebaut werden. Durch Spendengelder konnten wir beim SOS Childrens Village, welches aus Werkstätten zur Berufsbildung unterhält, T-Shirts kaufen. So konnte nachmittags jedes Mädchen ein T-Shirt aussuchen und dieses nach Wunsch bemalen oder batiken.

 

Der nächste Tag wurde schon mit Spannung von den Mädchen erwartet. Heute stand der Ausflug zum Amboseli-Nationalpark auf dem Programm. Auch diesen Ausflug konnten wir den Mädchen durch Spendengelder ermöglichen. Der Bericht eines Mädchens, Belynda, schildert ihre persönlichen Eindrücke und Erfahrungen:

A TRIP TO THE AMBOSELI PARK

 

It was on Wednesday night when we were celebrating sodas and biscuits together with some music. We ewer deeply engrossed in music when Sebastian brought us to silence when he announced our trip to Amboseli National Park. We were as happy as sandboys. ON my side I felt as if someone had sent an electric shock through every part of my body.

As the days went by we were very eager and anxious for Friday. On Thursday we prepared ourselves for the next day. Everyone was in a jovial mood when w went to sleep. I turned and tossed for the morning. It was like I was waiting for a century. Sooner nor later the morning that was awaited with much zeal and anxiety had arrived. We sprang out of our cosy beds and raced to the bathroom to stimulate our upps. Ziso and Cristine came to tell us to go to the car. We were as glad as a fly. We both went with Mr. Muniu our head teacher. You could see form his face a smile was plastered and his eyes gleaming with much zeal. The driver coughed then engine and we were off to the unknown place. We travelled for almost three hours when we reached the destination. We stopped at the Meshananani gate. Daddy went and talked with the rangers as we drank our breakfast milk an bread. Soon we were driving in the park, the road was really discouraging but it could not stop us from going. We drove for an hour when we started seeing the wildlife. We saw everything of animal like the hare, gazelle, warthog, rhino, hippothamus, giraffe, elephants and the squirrels. I was very excited when I saw the elephant, it was a very interesting site. Now we stared heading to the hill where ewe could eat our lunch. We arrived near the hill at 1:45p.m. We were given each person a soda and bread and we started for the hill. The sun was very scorching but the top of the ihill was not too high. We ate and we started exploring the beauty of Amboseli National Park.

You could see the beauty of Lake Amboseli. I later learnt that the swamp in the park is one of the swamps in Africa that depends on its own and the now of Mount Kilimanjaro. The hill was formed during the eruption of the mountain. It was really an enjoyable event. I vote my special thanks to our friends. Uncle Lemayian and our aunts Franziska, Anja and Christine for their devotion. May God bless you.

 

From Belynda Nasieku

 

Den Samstag, den 16. August verbrachten wir mit ersten Vorbereitungen für eine Art kombinierten Postenlauf mit Schnitzeljagd: The Great Hunt. Unzählige Laufzettel mussten entworfen, geschrieben und übersetzt werden. Ebenso bereiteten wir Fühl- und Riechkästen für die Stationen vor und überlegten uns Aufgaben. Nachmittags kneteten viele fleißige Hände einen Hefeteig. Als es dunkel wurde brachten die Mädchen Feuerholz herbei und wir versammelten uns ums Lagerfeuer.  Der Hefeteig wurde als Stockbrot über dem Feuer gebacken, dazu gab es Knoblauchbutter. Bis 22 Uhr verbrachten wir die Stunden mit Singen deutscher und afrikanischer Lieder am Lagerfeuer. Die Mädchen genossen diesen besonderen Abend sehr und bedauerten, dass er schon so bald zu Ende ging.

 

Am Sonntag war kein Programm geplant. Wir kochten Mittags ausnahmsweise selber: es gab Dampfnudeln mit Vanillesoße J Abends fuhren wir nach Kajiado zum Essen, wobei unser Ausflug dorthin nach ca. einer Stunde auch bereits wieder vorbei war und wir am Sonntag Abend noch Vorbereitungen für den morgigen Tag trafen.

 

Der heutige Tag stand ganz im Zeichen von „The Great Hunt“. An insgesamt 21 Stationen auf dem gesamten Schulgelände verteilt mussten die vier Gruppen sich kreativ und musikalisch betätigen, Rätsel lösen und ihre Geschicklichkeit und Wissen unter Beweis stellen. Am Abend wurde die Siegergruppe geehrt und alle teilnehmenden Gruppen bekamen einen kleinen Preis. Zum Abschluss des Abends  veranstalteten wir eine „disco“.

 

Am Dienstag den 19. August falteten wir vormittags mit den älteren Mädchen Tischlaternen. Die anderen durften derweil ihr schönstes Erlebnis vom Ausflug in den Amboseli Nationalpark malen. Nachmittags übten die Mädchen in zwei Gruppen ein Theaterstück über den heiligen St. Martin von Tours ein, welches am Abend aufgeführt wurde.

 

Am darauf folgenden Tag fand der Ausflug mit den größeren Mädchen (Schülerinnen am Ende der Primaryschool und Schülerinnen der Secondaryschool) ins Tangaza College nach Nairobi statt. Nach einer Matatu-Panne und langem Warten am Straßenrand kamen wir gegen Mittag dann doch noch in Nairobi an. Dort erwartete  uns bereits Brother Alberto mit dem Mittagessen, bevor wir uns dann zur 3-stündigen Führung durchs College mit ihm aufmachten. Die Mädchen bekamen Informationen über die angebotenen Studiengänge, durften sich die verschiedenen Einrichtungen wie z.B. Bibliothek und Computerraum anschauen, erfuhren einiges über die Zugangsvoraussetzungen für ein Studium am Tangaza College und hatten die Möglichkeit ihre Fragen zu stellen. Im Hinblick auf die Zukunft der Mädchen war dieser Ausflug sehr wichtig. Sie hatten bislang noch keine Gelegenheit ein College zu besuchen und konnten sich nun ein Bild über Studium und den damit verbundenen Aufgaben, aber auch Chancen und Möglichkeiten machen. Als wir abends zurückgekehrt sind, erwarteten uns schon sehnsüchtig die kleineren Mädchen. Sie wünschten sich die Partnermassage nochmals zu wiederholen, da dieses Angebot in der vorigen Woche ihnen wohl sehr gut gefallen hat.

 

Auch am nächsten Tag, Donnerstag den 21. August 2008 teilten wir die Mädchen wieder in zwei Gruppen auf. Die kleineren durften mit Christine und Franziska malen und spielen. Auf Wunsch einiger älterer Mädchen im Projekt boten Sebastian und ich für diese einen Workshop mit den Themen Beziehung, HIV/Aids, Sucht und Selbsteinschätzung an. Es dauerte zwar einige Zeit, bis die Mädchen sich sicher genug fühlten um sich offen am Gruppenprozess zu beteiligen. Dann jedoch sind spannende Diskussionen zu den verschiedensten Themen aufgekommen und die Basis für die gemeinsame Bearbeitung der Themen war gegeben.

 

Der Tag darauf sollte dann schon der vorletzte in Kajiado sein. Aufgrund des hohen Informationsbedarfes der Mädchen führten wir den Workshop zum Thema HIV/Aids und Verhütung für die größeren Mädchen noch bis Mittag weiter. Dann musste mit den Vorbereitungen für das Buffet und die Talentshow am Abend begonnen werden. Wir kochten Semmelknödel mit Schwammerl und Bananenpfannkuchen und die Mädchen bereiteten jede Menge Chapati, Fleisch und Kartoffeln, Reis usw. vor. Für ein großes Buffet am Abend war also gesorgt. Nach dem Essen fand dann unser Laternenumzug mit St. Martins-Liedern statt und im Anschluss daran stellten die Mädchen ihr Können auf der Bühne unter Beweis. Mit Musik und Sodas verbrachten wir also unseren letzten gemeinsamen Abend. Zum Abschluss luden wir die Mädchen ein, sich draußen zu versammeln, um drei Himmelslaternen  steigen zu lassen. Teilweise glücklich weil fasziniert aber auch teilweise traurig weil der Abschied morgen bevor stand, verfolgten wir alle die Reise dieser glühenden  Himmelslaternen in die Nacht des afrikanischen Himmels.

 

Am Samstag, den 23. August 2008 machten wir uns nach einem kurzen Abschied bei Mr. Muniu und dem Abschied von den Mädchen auf den Weg nach Nairobi. In Chris´ Jungle Junction blieben wir die nächsten zwei Nächte. So hatten wir genügend Zeit in Nairobi unsere Souvenir-Einkäufe zu erledigen und uns die Stadt anzuschauen.  Abends bedankten wir uns mit einer Einladung zum Essen bei Arthur und Esther für das geliehene Auto während unserer zwei Wochen in Kajiado. Wir vier gingen anschließend noch in eine Disco nach Nairobi um auch dieses „Gesicht“ der Stadt kennen zu lernen.

 

Morgens um 9 Uhr am nächsten Tag machten wir uns mit Matatus auf den Weg nach Korogocho, einem Slum in Nairobi. Dort betreiben die Comboni Missionare eine Missionsstation mit Kindergarten, Schule und weiteren Einrichtungen. Zum Sonntagsgottesdienst wurden wir von Father Daniel empfangen und durften uns – wie es für Gäste in Kenia üblich ist – auch am Ende des Gottesdienstes kurz vorstellen. Es war so viel Freude und Wärme der Menschen zu spüren, die sich trotz ihrer schwierigen Lebensbedingungen im Slum öffnen, um ihr Christ-sein im Glauben an Gott zu leben.

 

Am Montag, den 24. August 2008 machten wir uns auf den Weg nach Subukia, um dort ein weiteres Projekt zu besuchen, welches von Tukutane e.V. unterstützt wird. Franziskaner Missionare betreiben dort u.a. ein Heim für Kinder mit verschiedensten Behinderungen. Einen neuen Volontär, der die nächsten sechs Wochen dort arbeiten wird, nahmen wir mit auf unsere Fahrt nach Nakuru. Dort wurden wir von Father Miro abgeholt, gingen gemeinsam zum Essen und fuhren dann weiter in den Norden nach Subukia. Die Missionsstation tat sich für uns als kleines Paradies auf: Blumen, ein gepflegter Garten und ein Swimmingpool J !!! Wir nutzten die kommenden drei Tage dort um das Behindertenheim zu besuchen, Absprachen bezüglich der weiteren Unterstützung zu treffen und um unsere Auswertung des Workcamps zu machen. Nach den anstrengenden Tagen in Kajiado war Subukia eine Oase der Erholung und wir machten uns am Donnerstag, den 27. August 2008 wieder auf den Rückweg. Von Nakuru aus fuhren Christine und ich zurück nach Nairobi um unseren Heimflug anzutreten, Sebastian und Franziska hatten noch ein paar Tage um in den Norden Kenias zu fahren und ein weiteres Projekt zu besuchen.

 

Auch wenn wir dieses mal eine relativ kleine Gruppe von „nur“ vier Personen waren konnten wir den Mädchen in Kajiado dennoch zeigen, dass wir uns für sie und ihre Themen ernsthaft interessieren und gemeinsam mit ihnen in eine hoffentlich friedliche und positive Zukunft blicken.

 

Muttershofen, den 16.09.2008                                                                           Anja Bollinger

 



 Die Kajiado Girls zusammen mit der Workcampgruppe 08 und Mr. Muniu, dem Leiter des Programms (links unten)

 


 Gemeinsam werden Namensschilder gebastelt

 

             Die Gipsmasken entstehen

 Trip in den Amboseli National Park

 Meditation und Massage am Abend

 Wasserholen gehört zum "daily business"

           Beim gemeinsamen Malen

 Stockbrot für das Lagerfeuer entsteht

 Am Lagerfeuer

 Br. Alberto zeigt uns das Tangaza College

 In den Workshops wird heiß debattiert

       Kleidung muss natürlich selbst gewaschen werden

 Unterwegs in Nairobi

 Auf Besuch bei Fr. Daniel in Korogocho

 Gemeinsam wird gekocht

 Zum Abschied werden Ballons steigen gelassen

 Schade, dass die Zeit schon wieder vorbei ist