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 Besuch von Inge in Kajiado im Dezember 2007

Ein Bericht von Inge Handschuh über ihre Erfahrungen mit den Mädchen im Massai-Mädchen Projekt in Kajiado im Dezember 2007:

Zunächst fuhren Mary Muhia (Bekannte von Margaret Bachlechner) und ich am 8.12.07 mit dem Matatu von Nairobi nach Kajiado, um zunächst mit dem Schulleiter Mr. Muniu und den Mädchen zu besprechen, was wir miteinander tun wollen, in den nächsten Tagen. Von den Mädchen waren 34 anwesend, welche während der Ferien nicht nach Hause fahren können. Mr. Muniu war sehr freundlich und gesprächig. Etwa eine Stunde nahm er sich Zeit, die momentane Situation der Schule zu beschreiben.

Den Mädchen bot ich an, mit ihnen zu nähen. Das fand Anklang und sie hatten auch eine Idee, was zu nähen sich lohnt, nämlich Leintücher. Auch Reparaturen und Änderungen an ihren Kleidern seien zu machen.

Am 10.12.07 war ich in Nairobi unterwegs, um mit Mary Stoff, Nähzeug, Nähmaschine, Plastikwannen, große Handtücher, Babyöl, Schampon und Toilettenpapier in großer Menge einzukaufen. Um eine fabrikneue Maschine zu bekommen mussten wir 4 Std. im Laden ausharren und immer wieder die schon gebrauchten Maschinen, die sie uns vorführten, ablehnen. Das war für mich ein sehr befremdliches Geschäftsgebaren.

Am 12.12.07 fuhr mich mein Sohn Chris, der ja in Nairobi lebt, mit der ganzen Ausrüstung nach Kajiado. Die Mädchen hatten gerade eine Schulung durch den YWCA bekommen (Gender Empowerment). Deshalb war an diesem Tag die Abschlussfeier geplant. Dazu wurde ich auch eingeladen. Ein Gospelchor aus Nairobi war angereist, auch viele VIPs der ev. Kirchengemeinde in Nairobi. Die Mädchen hatten zum Teil traditionelle Kleider an. Alle bekamen ein T-Shirt und ein afrikanisches Wickeltuch. Viele Reden wurden geschwungen. Sehr witzige und lebensnahe, weil Mut machende Beiträge kamen von alten Frauen, die sich schon vor 50 Jahren gegen so manche Tradition erfolgreich gewehrt hatten. Da auch Eltern von Mädchen anwesend waren – manche mit den jüngeren Geschwistern der Mädchen - wurde der Slogan ausgegeben: Junge Männer heiratet keine beschnittene Frau! Ganz schön mutig, weil provozierend, finde ich. Ein Festessen für alle Anwesenden schloss die Feier ab.

Von 13. bis 20. Dezember versuchte ich so ganz nach guter deutscher Manier ein Programm zu erstellen und durchzuziehen. Doch musste ich schnell erkennen, dass Afrika anders "tickt", als wir. Zeit ist dort eben noch nicht Geld. Und wenn 9 Uhr als Beginn festgelegt ist und um 10:45 Uhr dann alle anwesend sind, so ist das ganz normal und kein Grund zur Aufregung. Zum Glück kam mir die Erkenntnis recht früh und ich hielt mich fortan an die buddhistische Weisheit: Es ist wie es ist wie es ist....

An vier Tagen kam Mary aus Nairobi hinzu, um mich zu unterstützen. So konnten wir in kleineren Gruppen arbeiten und verschiedene Angebote machen. Es entstanden in dieser Zeit 40 sauber gesäumte Leintücher und viele reparierte und in der Größe geänderte Kleider. Alle Füße waren in warmem Wasser gebadet und anschließend massiert und die Fußnägel geschnitten worden. Ballongymnastik erheiterte uns und zeigte mir, dass die Mädchen sich weniger elastisch erwiesen als ich selbst.

Margret Bachlechner hatte dank einer lieben Bibliothekarin in Lienz ermöglicht, dass ich bei Mr. David Mailu, einem kenianischen Schriftsteller, für jedes Mädchen ein Buch erstehen konnte. Vier dieser Bücher lasen wir im Laufe der Tage gemeinsam. Eine Liebesgeschichte gab es in 3 Teilen am Abend bei Kerzenlicht. Das war sehr beliebt.

Drei Höhepunkte hatte die Woche:

1. Die Fahrt nach Buruburu zu Fritz Bachlechner in die Ausbildungswerkstätten, welche dem SOS-Kinderdorf angeschlossen sind. Ich wählte die Mädchen der 7.und 8. Klasse aus. Auch eine Lehrerin kam mit. Alle waren schwer beeindruckt.

2. Das deutsche Essen mit Nudeln, Gulasch und Mischgemüse, Obst und Fruchtsaft. Es wurde ein Abendessen bei Kerzenlicht und mit Tischschmuck.

3. Die Kleiderverteilung mit Modenschau. Eine kenianische Freundin von Mary hatte Kleider für die Mädchen in Kajiado organisiert und gespendet. Diese Frau ist so begeistert von der Lebhaftigkeit der Mädchen und beeindruckt von ihrem Schicksal, so dass sie weiterhin mit ihren Kolleginnen Besuche in Kajiado plant.

Im Rückblick muss ich sagen, dass die Erfahrung für mich wichtig war. Jetzt verstehe ich euch Junge im Verein besser und sehe die Notwendigkeit für eine Sozialarbeiterin, die den Mädchen eine Art Mutterersatz bietet, viel klarer. So viele gute Anlagen kommen zum Vorschein, wenn ich mich auf die Mädchen einlasse. Dies alles zu fördern und zu pflegen, wird auch mithelfen, damit aus den Mädchen selbstbewusste Mütter und wertvolle Clan-Mitglieder werden. Durch unsere Anwesenheit bekommen die Massai-Mädchen auch einen realistischeren Eindruck von einer anderen Lebensweise. Dann können sie auch das allgegenwärtige westlich orientierte Fernsehen vielleicht besser hinterfragen und sich mit den Massai-Traditionen objektiver auseinandersetzen.

Gerne fahre ich im Nov.2008 wieder nach Kajiado. Hoffentlich erlauben es die politischen Zustände!



 

Inge näht Leinentücher zusammen mit den Mädchen

Die Mädchen genießen die Fußmassage

Das Festessen wird vorbereitet

Bei der Prozession